El Puente: ANAPQUI ist ein Zusammenschluss von hauptsächlich indigenen Genossenschaften in Bolivien. Die Produzenten bauen auf 3.700 m Höhe weiße, rote und schwarze Quinoa an.
ANAPQUI (Asociation Nacional de Productores de Quinoa) ist ein Zusammenschluss von acht hauptsächlich indigenen Genossenschaften. Sie arbeitet seit 1983 daran, die Produktion von Quinoa anzukurbeln und damit die Situation der Kleinbauernfamilien zu verbessern. Quinoa-Bauern im südlichen Hochland Boliviens haben ANAPQUI ins Leben gerufen.
Insgesamt vertritt ANAPQUI die Interessen von mehr als 1.500 Familien in 90 Gemeinden, hauptsächlich in den Gegenden um Oruro und Potosí.
ANAPQUI versucht vor allem auf internationaler Ebene neue Märkte zu erschließen und Quinoa auch in Übersee bekannter zu machen. Dank der Initiative ANAPQUIs setzt sich nun auch die bolivianische Regierung dafür ein, dass in öffentlichen Einrichtungen Quinoa wieder ein Teil der Speisekarte geworden ist, sodass die Nachfrage im Inland wieder zunimmt. ANAPQUI ist heute der größte Quinoa-Exporteur Boliviens.
ANAPQUI berät die Produzenten, damit sie die Qualität ihrer Quinoa dauerhaft verbessern können. Zudem führt sie für die Mitglieder Schulungen in den Bereichen Buchhaltung, Verwaltung und Vermarktung durch.
Die Bauern von ANAPQUI produzieren sowohl weiße als auch rote und schwarze Quinoa. Der Anbau der Quinoa-Pflanzen erfolgt auf rund 3.700 m Höhe. Das Ernten erfolgt in Handarbeit. Anschließend dreschen die Produzenten die Quinoa aus. Bei ANAPQUI wird die Quinoa dann geschält, gewaschen, getrocknet und schließlich sortiert.
Die roten und schwarzen Sorten erfordern einen erheblichen Mehraufwand im Anbau und in der Weiterverarbeitung, hier insbesondere in der Sortierung. Dies ist der Grund für den höheren Preis der roten und der schwarzen Quinoa.
EZA: Quinua, einst als „Indiofutter“ verschmäht, erlebt eine neue Renaissance und seit 2012 wahren Boom. Aufgrund seiner besonderen ernährungsphysiologischen Eigenschaften wird Quinua im Ausland immer stärker nachgefragt. Mit der Nachfrage im Ausland stieg auch die Anerkennung und Wertschätzung im Inland.
Das war nicht immer so: Durch den Import von subventioniertem Billigweizen in den 1970er und 1980er Jahren war der Quinua-Anbau unrentabel geworden. Erst ANAPQUI konnte den Anbau von Quinua wieder ankurbeln, indem den ProduzentInnen höhere und von den lokalen Marktpreisen relativ unabhängige Preise garantiert wurden. Dies gelang vor allem durch die Zusammenarbeit mit dem Fairen Handel. Früher kaum verkäuflich, weil es jene anbauten, die es konsumierten, kann die Nachfrage heute kaum gedeckt werden.
Die Anbaugebiete für Quinua werden immer weiter ausgedehnt. Die Folgen für das sensible Ökosystem des bolivianischen Andenhochlands sind beträchtlich. T ro c ke nhe it, W ind und Üb e rnutzung d e r B ö d e n f ühre n unwe ig e rlic h zu Bodenerosion, wenn nicht rechtzeitig die richtigen Maßnahmen gesetzt werden. Der organisch- biologische Anbau, wie er von Anapqui bereits vor vielen Jahren umgesetzt wurde, allein löst das Problem nicht. W ichtig sind zusätzliche Maßnahmen des Bodenschutzes, die richtige Bodenbearbeitung, Erntemethode und das Pflanzen von Windbarrieren. Diese Erkenntnis hat sich in Anapqui längst durchgesetzt. Jetzt gilt es die Basis zu überzeugen, zu schulen und konkrete Maßnahmen umzusetzen.
Der Faire Handel unterstützt diese Bemühungen den nachhaltigen Quinuaanbau zu fördern, indem er zusätzlich zum garantierten Mindestpreis eine Bio- und eine FAIRTRADEPrämie zahlt. Aus diesen Geldern finanzieren sich erste Pilotprojekte und Maßnahmen im Einflussgebiet Anapquis. Eine wichtige Rolle übernimmt in diesem Zusammenhang der technische Arm Anapquis, PROQUINAT. Ziel des Fairen Handels mit Quinua muss es sein, den ProduzentInnen eine dauerhafte Einkommensquelle zu erschließen, ohne dadurch das ökologische Gleichgewicht der sensiblen Andenregion zu zerstören.
ANAPQUI ist der Zusammenschluss von mittlerweile 12 regionalen, Quinua produzierenden Genossenschaften um den „Salar de Uyuni“, einem ausgetrockneten Salzsee im Südosten Boliviens. Gegründet wurde Anapqui 1983 um die Abhängigkeit von den Zwischenhändlern zu beenden. Mit diesem Schritt sollte die Verarbeitung und Vermarktung von Quinua in die eigenen Hände genommen und die wirtschaftliche Situation der Quinua-ProduzentInnen verbessert werden. Jede der zwölf Regionalkooperativen wird von einem/einer technischen BeraterIn betreut. Dabei geht es vor allem um den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, die Verbesserung der Anbautechniken, die interne Kontrolle im Sinne des Bio-Landbaus und die Pflege traditioneller Quinuasorten. ANAPQUI setzt sich für den Erhalt traditioneller Quinuasorten ein und kämpfte 1997 erfolgreich gegen die Patentierung der Apelawa-Quinua an.
Sowohl ANAPQUI als auch die regionalen Zusammenschlüsse verfügen über ein Leitungsgremium. Die wichtigsten laufenden Entscheidungen werden vom Beratungsausschuss getroffen. Dieser setzt sich aus dem nationalen Vorstand und VertreterInnen aller Regionalvorstände zusammen.
Ziel ANAPQUIs ist die Verbesserung der Lebenssituation der Quinua- ProduzentInnen durch die verstärkte Vermarktung von Quinua im In- und Ausland, technische Beratung der ProduzentInnen und deren Interessensvertretung. W ic htig e A nlie g e n s ind d ie P re is s tab ilis ie rung am b o livianis c he n Markt, Qualitätssicherung, Bio-Zertifizierung (Bolicert seit 1998) , FAIRTRADE- Zertifizierung (seit 2005) und Weiterverarbeitung in der genossenschaftseigenen Verarbeitungsanlage in Challapata, einer Ortschaft im Bezirk Oruro.
Die Verarbeitungsanlage beschäftigt aktuell über 70 Personen, davon 50% Frauen. Dort wird das Quinua geschliffen, gewaschen, entsaponisiert - dabei werden Quinua die natürlichen Bitterstoffe entzogen - und getrocknet. Die Sortierung erfolgt von Hand.
Die ProduzentInnen
Die in ANAPQUI organisierten KleinproduzentInnen leben im Südosten des bolivianischen Hochlandes (Altiplanos) auf einer Höhe von 3.800 m und darüber. ANAPQUI zählt heute 2000 Mitgliedsfamilien indigener Abstammung. Sie sprechen Aymara oder Quechua. Die AnalphabetInnenrate in der Region beträgt rund 30%. Eine Familie verfügt über ca. 15 ha karges Land, doch nur ein Drittel der Fläche kann landwirtschaftlich genutzt werden. Der Rest liegt brach bzw. dient als Landreserve. Schafe und Lamas werden zur Woll- und Fleischproduktion gehalten. Neben Quinua werden Kartoffeln und Bohnen für den Eigenbedarf angebaut.
Trotz der Kolonialisierung sind zahlreiche Elemente der andinen Kultur bis heute erhalten geblieben, so auch vorkoloniale Kooperationsformen wie z. B. Hilfe mit Rückerstattung in Arbeit (ayni) oder Waren (minka). 2011 konnte ANAPQUI 2760 Tonnen Quinua exportieren, davon gingen alleine 820 t an den Fairen Handel. 1300 t wurden auf dem lokalen Markt verkauft. In Bolivien, wo 80% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt, bietet der Quinua- Anbau somit eine bedeutende wirtschaftliche Alternative, vor allem für die BewohnerInnen des Altiplanos.
Bio-Quinua von ANAPQUI ist über EZAund WELTLÄDEN als Bio-Quinua erhältlich und wichtige Zutat für Müsli Esótico, Schoko-Orangen-Kekse, Bio-Fairetta Quinua, Bio-Bolitos und Bio-Fusilli.
„Quinua ist eine 5000 Jahre alte Kulturpflanze der Inkas mit besonders hohem Nährwert und vielen Vitaminen. Während der Kolonialzeit wurde der Anbau von Quinua verboten und das ehemals hohe Ansehen des Wunderkorns abgewertet. Später galt Quinua als billiges „Indiofutter“, für das es in Bolivien kaum einen Markt gab. Durch die Nachfrage des Fairen Handels sollte erreicht werden, das Prestige dieses hochwertigen Lebensmittels in Bolivien zu steigern, um dieses Produkt auch auf dem heimischen Markt wieder besser verkaufen zu können.“ - Quelle: Gepa-Faltblatt „Quinua aus Bolivien“
Für eine Tonne Quinua erhält ANAPQUI aktuell aufgrund der in den letzten Jahren stark gestiegenen Nachfrage den außergewöhnlich hohen FOB-Preis von 8.360,- US$. Dieser Betrag beinhaltet bereits die FAIRTRADE- Prämie von 260,- US$. Im Vergleich dazu lag der FOB-Preis im Jahr 2012 bei gerade einmal 2.695,- US$ und der lokale Marktpreis im Jahr 2007 bei mageren 800,- US$.
Damit wurde eines der zentralen Ziele des Fairen Handels, die Einkommen der ProduzentInnen zu steigern, erreicht. Die gesteigerte Nachfrage nach Quinua aus dem Ausland brachte die Aufwertung von Quinua im eigenen Land mit sich. Dazu meint Rafael, ehemaliges Vorstandsmitglied von ANAPQUI: „Früher hatten wir Quinua und keinen Markt, heute haben wir den Markt und können weitere Mitglieder aufnehmen.“ Auf diese Weise konnte ANAPQUI 500 zusätzliche Familien als Mitglieder aufnehmen.
Sie profitieren neben dem besseren Preis vor allem von der technischen Beratung vor Ort, dem kostenlosen Transport ihres Quinuas, die Vertretung ihrer Interessen (z.B. in Landnutzungsfragen) und der Unterstützung bei der nachhaltigen Ausrichtung ihrer Produktion.
Diese zu sichern ist Ziel des 2014 von GEPA, EZA und weiteren EFTA-Mitgliedern gestarteten Projekts zur Förderung der nachhaltigen Quinuaproduktion.