Handelspartner CoopeAgri

Fairkabelt-Kürzel
coopeagri

Land
Costa Rica

Informationen
301041_CoopeAgri.pdf

EZA:
Costa Rica ist vor allem für seine Nationalparks und den Öko-Tourismus bekannt, der auch wichtigster Devisenbringer des zentralamerikanischen Staates ist. Vor 50 Jahren trug die Landwirtschaft noch rund 25% zum BIP bei, mittlerweile nur mehr weniger als 10%. Knapp ein Drittel des Landes steht unter Naturschutz.

Das Klima Costa Ricas ist tropisch und ideal für den Anbau von Zuckerrohr. Zucker ist keine klassische Kolonialware, denn er kann im Norden, wie im Süden produziert werden. Die größten Produzentenländer sind Indien und Brasilien. Nur ein Drittel der weltweiten Zuckerproduktion gehen in den Export, der Rest dient der Inlandsnachfrage. Die globale Zuckerproduktion hat ca. 180 Mio. Tonnen erreicht und stammt zu rund 80% aus Zuckerrohr, der Rest wird aus Rüben produziert. Die EU ist mit ungefähr 50% der Weltproduktion der größte Rübenzuckerproduzent der Welt und Hauptimporteur von Rohrohrzucker für die Raffination. Der Zuckermarkt der EU wird durch Produktionsquoten, einen Mindestpreis für Zuckerrüben und Handelsmechanismen reguliert. Hohe Importzölle und Subventionen in den nördlichen Produktionsländern schaffen ungleiche Wettbewerbsvoraussetzungen. Tatsächlich wäre der EU-Zucker ohne die Subventionszahlungen auf dem Weltmarkt nicht wettbewerbsfähig. Dieses System benachteiligt die ZuckerproduzentInnen im Süden und führt zu Rückgängen bei den dringend benötigten Deviseneinnahmen. Zuckeranbauflächen müssen aufgegeben werden, wodurch die ZuckerproduzentInnen ihre Existenzgrundlage verlieren. Auf den Plantagen wiederum gehen Arbeitsplätze verloren, und jene Plantagen, die weiterproduzieren, geben den Kostendruck an ihre ArbeiterInnen weiter. Die europäische Zuckermarktordnung läuft 2017 aus und damit die Verwaltung der Quoten und des Mindestpreises. Importzölle und Subventionen bleiben bestehen. Exporte, die bisher auf 1,4 Mio. Tonnen pro Jahr begrenzt waren, werden in Zukunft frei von Regulierungen sein.

CoopeAgri wurde 1962 als Kooperative von 390 Kaffeebauern und -bäuerinnen in der Region Pérez Zeledón im Süden Costa Ricas gegründet. Seitdem ist die Kooperative auf rund 11.000 Mitglieder angewachsen und zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region geworden. Heute gilt CoopeAgri als eine der stärksten und erfolgreichsten Kooperativen des zentralamerikanischen Landes. Neben der möglichst profitablen Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im In- und Ausland nimmt die Kooperative eine Vielzahl von Aufgaben wahr: den gemeinschaftlichen Ankauf von Maschinen, Geräten und Düngemitteln und deren Verteilung zu günstigen Bedingungen, die Verarbeitung von Zucker in der eigenen Zuckermühle, die Verarbeitung und Röstung von Kaffee für den Inlandsmarkt (Café del Valle), die Vergabe von Krediten über die von CoopeAgri gegründete Kreditgenossenschaft (CREDECOOP), die Anzucht von Setzlingen (Kaffee und Zuckerrohr) und anderer Holzarten zur Wiederaufforstung bzw. Diversifizierung der Einkommen der Mitglieder. Zusätzlich leistet CoopeAgri umfangreiche soziale Dienstleistungen für seine Mitglieder. Diese reichen von einem Gesundheitsprogramm mit eigener Klinik über diverse Fonds zur Unterstützung der Mitglieder (z.B. im Todes- bzw. Krankheitsfall), Bildungs- und Stipendienprogramme bis hin zu Radioprogrammen, über die technische Beratung und Unterstützung für KleinproduzentInnen geleistet werden. 1994 wurde CoopeAgri in das FAIRTRADE-Register aufgenommen und exportiert seither raffinierten Zucker unter den Bedingungen des Fairen Handels. Verwaltet wird die Kooperative von einem Geschäftsführer unter Beiziehung mehrerer gewählter Komitees und des Vorstandes. Trotz des professionellen Managements und über 1.000 Angestellten in Verarbeitung und Verwaltung obliegt die letzte Kontrolle dem gewählten Vorstand. Alle Mitglieder sind auf Dorfebene in die Aktivitäten der Kooperative involviert und stimmberechtigt. Sie wählen ihre VertreterInnen für die Generalversammlung, in der auch die Arbeitsschwerpunkte für das jeweilige Arbeitsjahr festgelegt werden. Auch der Frauenförderung wird bei CoopeAgri große Bedeutung beigemessen. Ein eigenes Frauenkomitee vertritt die Interessen seiner Mitglieder und koordiniert die Aktivitäten der regionalen Frauengruppen, sorgt für frauenspezifische Projekte und Ausbildungsprogramme und trägt dazu bei, dass sich der Frauenanteil unter den Mitgliedern von derzeit rund 30% stetig erhöht.

Rund 2.361 Mitglieder CoopeAgris bauen Zuckerrohr an, das nach Kaffee die zweitwichtigste Geldquelle für die Mitglieder darstellt. 85% der ProduzentInnen haben weniger als einen Hektar Land für den Anbau von Zuckerrohr zur Verfügung (durchschnittlich ca. 1,5 Hektar). Die meiste Arbeit wird von den ProduzentInnen selbst geleistet. Während der Erntezeit (Jänner - Mai) kommen zusätzlich SaisonarbeiterInnen zum Einsatz. Die Tatsache, dass eine Kooperative kleiner und mittlerer ProduzentInnen über eine eigene Zuckermühle verfügt, stellt eine große Ausnahme dar. Meist sind ZuckerproduzentInnen gezwungen, ihren Zucker durch Dritte verarbeiten zu lassen. Durch die Weiterverarbeitung des Rohrzuckers zu Weißzucker im Ursprungsland kann ein beträchtlicher Mehrwert erwirtschaftet werden.

Der Rohrzucker von CoopeAgri steckt in der Compañera-Schokolade und im Guaranito, erhältlich über EZA und WELTLÄDEN.

„Der Marktpreis, den wir für unseren Zucker erzielen, ist sehr niedrig, und jemand, wie ich, der nur eine kleine Ernte hat, kann damit kein ausreichendes Einkommen erzielen. Hier hilft uns die Kooperative, weil sie uns ProduzentInnen durch die Vermarktung über den Fairen Handel einen besseren Preis für unser Produkt bietet. Das hat dazu beigetragen, dass ich den Zuckeranbau noch nicht aufgegeben habe und meine allgemeinen Lebensumstände auf Basis des Zuckers verbessern konnte. Zudem unterstützt uns die Kooperative auch in anderen Bereichen. Wir konnten unsere Produktion verbessern. Und unser Bewusstsein hat sich verändert. Heute verzichten wir auf schädliche Chemikalien, engagieren uns für die Wiederaufforstung und sehen unsere Produzentengemeinschaften auch in organisatorischer Hinsicht gestärkt.“ - Quelle: Francisco Salazar Morales, Mitglied von CoopeAgri aus Santa Cecilia

Aufgrund der Komplexität des Zuckersektors (u.a. strukturelle Unterschiede in den Lieferketten, staatliche Regulationen,...) gibt es bei FAIRTRADE keinen Mindestpreis für Zucker. Die Preise werden jährlich zwischen ProduzentInnenorganisationen und HändlerInnen neu verhandelt. Auf diesen Preis wird dann die FAIRTRADE-Prämie aufgeschlagen. Diese beträgt bei konventionellem Zucker 60,- USD pro Tonne und 80,- USD pro Tonne für Zucker aus kontrolliert biologischem Anbau.

In den letzten 10 Jahren hat CoopeAgri viel erreicht. Die FAIRTRADE-Prämie wurde u.a. für folgendes ausgegeben:
- 70 Familien konnte ein eigenes Haus zur Verfügung gestellt werden.
- Über 110.000 Patienten wurden in den medizinischen Einrichtungen der Organisation betreut.
- Universitätsstipendien für jeweils fünf Schüler jeder öffentlichen Schule in Pérez Zeledón
- Eigene Kaffeeverarbeitungsanlage
- Eigene moderne Zuckermühle
- Fünf Sammelzentren
- Umweltprogramme (Herstellung von organischen Düngern, Aufforstungs- und Bodenschutzprogramme,...)
- Pensionsprogramm für Mitglieder, die älter als 65 Jahre sind und 20 Jahre in der Kooperative aktiv waren