Handelspartner KCU - Kagera Cooperative Union

Fairkabelt-Kürzel
kcu

Land
Tansania

Produkte
Kaffee

Website
www.tanicacafe.com

Informationen
EZA KCU 2015.pdf
GEPA KCU 2015.pdf
GEPA KCU 2018.pdf

Youtube

EZA:
Rund 53 Millionen Menschen leben im ostafrikanischen Tansania. Zwei Drittel von ihnen müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Nur 15 Prozent der Bevölkerung haben mehr als 2 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Vor allem in Bereichen wie Bildung und Gesundheit gehört Tansania global betrachtet zu den Schlusslichtern. Trotz fruchtbarer Böden und günstiger Klimabedingungen herrscht in der Kagera-Region westlich des Victoria-Sees große Armut. Die durchwegs kleinbäuerliche Bevölkerung lebt abgeschnitten vom Rest des Landes. Seit Jahrzehnten stellt Kaffee die wichtigste, wenn nicht sogar einzige Verdienstquelle dar. Mit dem Ziel, das Preis- und Handelsmonopol der ZwischenhändlerInnen zu durchbrechen, entstanden bereits in den späten 1940er Jahren vielerorts Dorfgruppen und Verbände, die später im Zuge der Ujamaa-Bewegung des Staatspräsidenten Nyerere verstaatlicht wurden. Als erster Genossenschaftsverband erhielt KCU Anfang der 1990er Jahre eine Exportlizenz. Gleichzeitig konnte ein eigenes KCU-Büro in der Stadt Moshi, dem Sitz der staatlichen Kaffeebörse, eingerichtet werden. KCU knüpfte erste Kontakte zu europäischen Fair-Handels-Organisationen und gehörte 1993 zu den ersten FAIRTRADE-zertifizierten Kaffeegenossenschaften weltweit. Zu ihren wichtigsten Errungenschaften zählt die Beteiligung an der einheimischen Instantkaffee-Fabrik Tanica. Heute hält KCU 53% der Anteile, die mit Geldern aus der FAIRTRADEPrämie angekauft wurden – eine ganz außergewöhnliche Initiative für eine Kleinbauernorganisation! Damit ist Tanica einer der zwei afrikanischen Verarbeitungsbetriebe, der in der Lage ist, Rohkaffee zu Löskaffee zu verarbeiten. In der Regel wird dieses durchaus lukrative Geschäft der Herstellung von Instantkaffees von multinationalen Konzernen wahrgenommen. 500 Tonnen Löskaffee werden hier jährlich produziert. Die Fabrik arbeitet gemäß den Prinzipien des Fairen Handels. Die ArbeiterInnen und Angestellten werden entsprechend entlohnt, sind sozialversichert, werden durch einen Betriebsrat vertreten und halten ein Prozent der Tanica-Anteile. Erklärtes Ziel KCUs ist, noch mehr Kaffee zu veredeln und zu verkaufen. In der Tanica-Fabrik wird der Kaffee aus der KageraRegion verarbeitet. Dadurch können große Teile des Rohkaffees in der Region weiterverarbeitet werden. Das senkt die Kosten und der erwirtschaftete Mehrwert bleibt in der Region. Der Rohkaffee wird von KleinproduzentInnen der Region vor allem über KCU - angekauft.

Die Erfolgsgeschichte der 1950 gegründeten KCU ist ganz wesentlich mit dem Fairen Handel verbunden. So stellte die Zuteilung der ersten landesweiten Lizenz für die Teilnahme an der nationalen Kaffeebörse in Moshi und damit die Möglichkeit der Direktvermarktung einen der ganz großen Erfolge des Genossenschaftsverbandes KCU dar. Gelungen war dieser Schritt nur, weil einige alternative Handelsorganisationen am Kaffee von KCU interessiert waren. Damit erfüllte KCU die Bedingungen für die Teilnahme an der Börse. Seither kann der Verband seinen Kaffee eigenständig an der Börse handeln und die so erzielten höheren Erlöse an seine Mitglieder weitergeben. Dieser Durchbruch KCUs Anfang 1992 führte dazu, dass seither auch kleinere Verbände an der Kaffeebörse vertreten sind. Damit hat KCU ihr ursprüngliches Ziel, die ZwischenhändlerInnen überflüssig zu machen, noch übertroffen! Heute ist KCU zu einem Dachverband von derzeit 126 Basisgenossenschaften der Kagera Region angewachsen. Jede dieser Basisgenossenschaften zählt mehrere hundert Mitglieder eines Dorfes oder Dorfverbandes und stellt drei Delegierte für die Generalversammlungen der KCU. So wird sichergestellt, dass die Interessen der ProduzentInnen vertreten sind und wichtige Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen werden. Neben Aufkauf, Transport, Verarbeitung, Vermarktung und Export des Kaffees bietet KCU ihren Mitgliedern weitere Vorteile: So gibt es zum Beispiel einen Bildungsfond, aus dem Stipendien und die drei eigenen Schulen finanziert werden. Ein weiterer Fond dient der Vorfinanzierung des Kaffeeankaufs. Dadurch konnte KCU seine Abhängigkeit von Bankkrediten reduzieren, die hohe Kosten nach sich zogen. Die ProduzentInnen erhalten bei Übernahme ihres Kaffees 50% des Preises, der Rest wird in einer 2. Rate nach erfolgter Vermarktung und Abrechnung beglichen. Außerdem werden die ProduzentInnen mit landwirtschaftlichen Inputs und technischer Beratung unterstützt.

Heute vereint KCU über 60.000 Mitglieder aus Kleinbauernfamilien, meist Angehörige der Haya, eines der rund 120 Völker Tansanias. Die kleinbäuerlichen Betriebe der Kagera-Region (durchschnittlich 2,5 ha) dienen fast ausschließlich der Versorgung der Familien und des lokalen Marktes. Es werden vor allem Bananen, Kartoffel, Mais und Bohnen angebaut. Zur Erwirtschaftung von Devisen wird zusätzlich Kaffee kultiviert. Die Familien produzieren an die 200 kg getrocknete Kaffeebohnen. Diese geringe Produktionsmenge erklärt sich zum einen aus der lokalen Tradition der Selbstversorgung und zum anderen aus den lange Zeit sehr niedrigen Kaffeepreisen, die den Kaffeeanbau wenig attraktiv machten. Aus diesem Grund bemüht sich KCU die Erträge zu steigern und verteilt Kaffeesetzlinge an die Mitglieder, denn junge und gut gepflegte Kaffeepflanzen bringen mehr Ertrag und damit Einkommen. Die Bauern und Bäuerinnen verwenden die Erlöse aus dem Kaffeeanbau vor allem für außerordentliche Aufwendungen (Schule, Gesundheit, Vorsorge,...). Dank höherer Preise, Beratung, Weiterbildung, Qualitätskontrollen und direkter Vermarktung hat KCU die Einkommen und Lebensbedingungen der Mitglieder über die Jahre deutlich verbessert. Ein Drittel der ProduzentInnen sind Frauen.

Beim Löskaffee Africafé handelt es sich um einen Mischkaffee aus Arabica- und Robustasorten. Die Mitglieder von KCU bauen zu 90% Robusta-Sorten an. Arabica-Kaffee stellt nur 10% der geernteten Menge dar.

Der von der KCU produzierte Kaffee ist über EZA und die WELTLÄDEN als Africafé erhältlich bzw. Bestandteil der Compañera Mocca.

„Früher endete unser Wissen und unser Einfluss an der Kaffeebörse in Moshi. Mit dem Fairen Handel konnten wir erstmals die Erfahrung machen, dass es möglich ist, Kaffee direkt zu den KonsumentInnen zu bringen und dafür einen fairen Preis zu bekommen. Seit wir an den Auktionen teilnehmen und unseren Kaffee direkt nach Europa verkaufen können, verkaufen wir neben dem Fairen Handel auch an andere kommerzielle Käufer. Auch wenn nur ein Teil unseres Kaffees an die alternativen Handelsunternehmen verkauft wird, das Wissen, das wir uns dadurch aneignen konnten, und die Wirkung, die diese Mengen Kaffee auf den restlichen Kaffee hat, ist für uns von unschätzbarem Wert!“ - Quelle: John Kanjagaile (Exportmanager)

Der Faire Handel hat bisher u.a. folgendes bewirkt:
- Aus der FAIRTRADE-Prämie konnten 53% der Anteile an der Instantkaffee-Fabrik Tanica erworben werden: Damit sind die genossenschaftlich organisierten KleinproduzentInnen HaupteigentümerInnen der TanicaKaffeefabrik.
- Möglichkeit zur Direktvermarktung und Teilnahme an der Kaffeeauktion; Sozialprogramme und Bildungsfonds, die dazu beigetragen haben, die Lebensumstände der Mitglieder zu verbessern
- Beratung und schrittweise Umstellung auf BIO-Landbau seit 1999 - aktuell werden 30 Prozent des Kaffees organisch-biologisch angebaut
- Garantierte Mindestpreise und Prämienzahlungen zum Schutz der ProduzentInnen in Zeiten niederer Weltmarktpreise auf Basis des FAIRTRADE-Schemas (siehe www.fairtrade.net).


GEPA:
Instantkaffee von Kleinbauern-Kooperativen ist eine große Ausnahme. Doch deren Dachverband KCU (Kagera Cooperative Union) in Tansania hat schon frühzeitig auf eine eigene Weiterverarbeitung ihres Robusta- und Arabicakaffees gesetzt. Der GEPA-Handelspartner ist Mehrheitseigner der TANICA-Verarbeitungsanlage, in dem der sprühgetrocknete GEPA Instantkaffee hergestellt wird. Ein großes Projekt des Kooperativen-Dachverbandes ist die Umstellung auf ökologischen Landbau. Zurzeit haben 20 von insgesamt 126 Kooperativen auf Bio-Anbau umgestellt. Ohne die Verlässlichkeit des Fairen Handels wäre dies nicht möglich. Vor Ort werden die Bauern von landwirtschaftlichen Beratern von KCU gefördert und vor allem in technischen Fragen beraten. Die Nachfrage nach Bio-Arabica und -Robusta ist nach wie vor hoch.

KCU ist ein Zusammenschluss von zurzeit 126 Einzelkooperativen, zu dem rund 60.000 Bauern gehören. Die Einzelkooperativen sind zumeist auf Dorf- oder Gemeindeebene organisiert und ihre Mitglieder bewirtschaften mit ihren Familien kleine Flächen, im Schnitt vier Acres (= 1,62 Hektar) mit rund 300 Kaffeesträuchern. Wichtigste Produkte für die Selbstversorgung und den lokalen Markt sind Bananen, Mais, Süßkartoffeln und Kassava. Die Kaffeesträucher wurden in den Mischanbau integriert. Die Bio-Zertifizierung hat geholfen, das Einkommen der Bauern zu steigern.

Mithilfe von KCU wurden in den Gemeinden öffentliche Schulen renoviert und Schulbücher für die Kinder angeschafft.

„Ohne den Fairen Handel wäre die Umstellung auf den ökologischen Anbau bei uns nicht möglich gewesen, denn sie ist sehr kostenintensiv. Die Beratung der Bauern muss geleistet werden, separate Lagerräume müssen gebaut werden und die Bio-Inspektion muss bezahlt werden", so Josephat Sylvand, KCU.

Die GEPA bezahlt im Durchschnitt mehr als die von Fairtrade International (FLO) festgesetzte Preisregelung pro 100 amerikanische Pfund. Dazu kommen die Fair-Trade-Prämie, die Bio-Prämie sowie ein GEPA-eigener Qualitätszuschlag. So profitieren die Partner von steigenden Preisen, sind aber nach unten abgesichert.

Eine wichtige Leistung von KCU war der Aufbau der TANICA-Fabrik, in der der eigene Kaffee zu Instantkaffee weiterverarbeitet wird. Sie gehört zu 54 Prozent KCU, 38 Prozent gehören zwei Kooperativen, sieben Prozent der Regierung und ein Prozent gehört den KCU-Mitarbeitern.

Der Instantkaffee entsteht wie folgt: Die frisch gerösteten Bohnen werden gemahlen und mit heißem Wasser aufgebrüht. So entsteht ein sehr kräftiger Kaffee-Extrakt, der dann gekühlt wird. Durch das folgende Trocknen wird der Kaffee- Extrakt konzentriert. Dieser Instantkaffee ist sprühgetrocknet.

Bereits seit 1992 kann KCU ihren Kaffee selbst exportieren und die Erlöse an ihre Mitglieder weitergeben – als erster Kleinbauernverband in Tansania. Dies ermöglichte der Faire Handel.

In der Bio-Kooperative Bujugo wurde mit dem Bau eines Gemeinschaftshauses begonnen. Und die Mitglieder der Bio-Kooperative Buhendangabo gaben ihre Fair-Trade-Prämie für einen gemeinsam genutzten Entpulper aus, mit dem die Kaffeekirschen verarbeitet werden.